Betriebsführung und Verkehrsleistungen
Die Stadteisenbahn-Regelspurlokomotiven übernahmen die regelspurigen Güterwagen auf dem Übergabegleis des Staats-bzw. späteren Reichsbahn-Bahnhofes. Das waren täglich 50 Wagen.
Sie wurden anschließend auf den Gleisen des Stadteisenbahn-Bahnhofes entsprechend der gewünschten Stellung bei der folgenden Bedienungsfahrt ausrangiert und auf Rollböcke gesetzt. Die Schmalspurlokomotive zog dann ihren „Zug“ von der Rollbockgrube in Richtung Stadt.
Außer dem Umsetzverkehr war es möglich, Stückgut direkt in die Fabrikhöfe und zu den Rampen der Betriebe zu befördern. Für dieses Stückgut stand ein stadteisenbahneigener Regelspurwagen zur Verfügung, mit dem es zwischen dem Güterbahnhof der Staatsbahn und dem Lagerschuppen der Stadteisenbahn befördert wurde. Offene oder gedeckte schmalspurige Stadteisenbahnwagen übernahmen dann den weiteren Transport.
Jede Bedienungsfahrt in die Stadt bestand aus einer Lokomotive und 4, später 5 Wagen auf Rollböcken, soweit nicht die erwähnten schmalspurigen Güterwagen eingesetzt wurden. Die Höchstgeschwindigkeit durfte 8 km/h – in Gleisbögen sogar nur 4 km/h – nicht übersteigen, da eine durchgehende Bremseinrichtung fehlte.
Dadurch, daß man Gleisanlagen in der Stadt ringförmig angelegt hatte, ließen sich gleichzeitig mehrere Rundfahrten ausführen. Der Zugverkehr wickelte sich planlos ab und paßte sich den Bedürfnissen des Wageneingangs auf dem Stadtbahnhof wie dem der Anschließer kontinuierlich an. In „guten Zeiten“ waren täglich 25-30 solcher Rundfahrten unterwegs. Sie wurden, wenn auch ohne abgesteckten Fahrplan, so organisiert, daß Behinderungen vermieden wurden.
Den Stadtbahnzug begleitete außer dem Lokomotivführer jeweils ein Zugführer. Zu dessen Aufgaben gehörten sämtliche Rangierarbeiten, das Signalgeben beim Überqueren wichtiger Straßen, die wagendienstliche Tätigkeit und die Führung des Fahrtberichts.
In der Blütezeit der Forster Stadteisenbahn wurden 30 Arbeiter und 20 Beamte beschäftigt.
Die Bedienungsvorgänge liefen so ab: Jeweils von der Spitze des „Zuges“ fuhr die Lokomotive mit einem oder zwei Wagen (sie waren ja bereits vor der Rollbockgrube sortiert worden) in den Anschluß. Waren im Fabrikhof Wagen fertig be- oder entladen, wurden sie gleich mit abgeholt. Am Schluß der Bedienungsfahrt setzte die Lokomotive an der nächsten Ausweichstelle um und schob ihren „Zug“ (bis zu 7 Wagen) zum Stadtbahnhof in die Umsetzanlage.
Die wichtigste Fracht der Stadteisenbahn war Kohle. Daneben wurden textile Rohstoffe sowie Ausrüstungsgegenstände befördert.
In den über 60 Jahren des Bestehens der Stadteisenbahn währte in den Straßen der Stadt ein ständiger Fahr- und Rangierverkehr, ohne den das Bestehen der bekannten Tuchindustrie nicht denkbar ist.