Pressespiegel: „Luxemburger Wort“ vom 3. März 1896

Das „Luxemburger Wort“ veröffentlichte am 3. März 1896 eine wahre Lobeshymne zur Entwicklung der Stadt Forst und zu der Einrichtung der Forster Stadteisenbahn.
Aber lesen Sie selbst.

Eine Idee zur Lösung der Bahnhoffrage.

Wenn ein Ort im Deutschen Reich durch eigene Kraft, unerschütterliche Arbeitsfreudigkeit seiner Bewohner und nimmer ruhenden Fleiß groß geworden ist, so ist es Forst in der Lausitz. Es ist noch nicht allzulange her, etwa 50 Jahre, da hatte die Stadt nur 2000-3000 Einwohner, unter welchen die meisten Tuchmacherei betrieben. Mit amerikanischer Schnelligkeit ist Forst gewachsen. Die Schnelligkeit mit der dieselbe groß geworden ist, läßt es erklärlich erscheinen, daß die Ausdehnung der Forster Industrie nicht so bekannt ist, als es dieselbe verdient. Noch vor ein paar Jahren fragte ein von der Regierung entsandter höherer Beamter einen Vertreter des Magistrats, ob Forst 4 oder 5000 Einwohner hätte; dabei war die Stadt auf die stattliche Zahl von 20.000 gestiegen, während sie nach der letzten Volkszählung 1895 mit den angrenzenden Ortschaften ca. 33.000, der Stadtbezirk allein 25,630 Personen aufwies. Wenn man die Verhältnisse bedenkt, unter welchen die Stadt groß geworden ist, so muß man sich um so mehr wundern, wie es möglich war, in verhältnismäßig kurzer Zeit das zu erreichen, was erreicht worden ist. Forst ist kein Eisenbahnknotenpunkt, es liegt an der Linie Halle-Sorau-Guben, und schon das Bahnhofsgebäude beweist, daß man bei Anlage desselben nicht geahnt hat, mit welchen Riesenschritten die Stadt vorwärts schreiten würde; es ist für die heutigen Verhältnisse völlig unzureichend. Außerdem ist die Station der Endpunkt der Sekundärbahn Forst-Weißwasser.
Eine eigenartige und vorzüglich angelegte Beförderungsanlage ist die Forster Stadtbahn, welche viele Straßen durchfährt und die Staatseisenbahnwagen mit ihren Frachten direkt in die verschiedenen Fabrikhöfe bringt. Diese interessante Anlage sei von uns etwas näher betrachtet, um so mehr, als eine ähnliche, in Deutschland wenigstens, unseres Wissens nicht existiert, und da sie durch ihre Zweckmäßigkeit wohl als Muster für ähnliche Unternehmen gelten kann.
Die Forster Stadteisenbahn ist eine mit Lokomotiven betriebene Schmalspurbahn von 1 Meter Spurweite und angelegt zu dem besagten Zwecke, ohne vorherige Umladung die auf dem Hauptbahnhof ankommenden oder abgehenden Hauptbahnwaggons zu oder von den einzelnen Fabriketablissements zu befördern.
Es ist ein ganz eigenartiger Anblick, die schwer beladenen Frachtwaggons, die durch eine sinnreiche Vorrichtung in wenigen Minuten auf die schmalspurigen Truks gestellt werden, durch die Stadt fahren zu sehen, gezogen von einer schnaufenden Lokomotive. Die Anlage ist von der Münchener Lokalbahn-Aktiengesellschaft hergestellt unter Leitung des Regierungs-Baumeisters Schweitzer, und funktioniert vorzüglich. Unfälle sind fast niemals zu verzeichnen. In erster Linie war zu dieser Bahn durch die Hunderte von Kohlentransporten Anregung gegeben, welche durch Gespanne fast nicht zu bewältigen waren.
Im jetzt abgelaufenen Jahr 1895 ist wieder ein ganz bedeutender Aufschwung bemerkbar geworden, und das Wachsthum der Stadt wie der Fabrikation dauert zur Zeit ununterbrochen fort.
Es würde zu weit führen, wollten wir die Einzelheiten der Forster Fabrikation eingehen, es genüge für diesmal eine übersichtliche Zusammenstellung der verschiedenen (verbürgten) Zahlen. Nicht weniger als 119 mächtige Fabrikgebäude erheben sich im Weichbilde der Stadt, und bei einer Bahnfahrt gewahrt man schon von Weitem die Wahrzeichen derselben, die unzähligen hohen rauchenden Schlote. Von diesen Fabrikgebäuden dienen 112 der Buckskin-Fabrikation, 109 werden durch Dampfkraft, 3 mit Wasserkraft getrieben; außerdem arbeiten noch 170 Fabrikanten in gepachteten Räumen, so daß die Zahl der Tuchfabrikanten 282 beträgt. Diese lassen zusammen 3500 mechanische Webstühle arbeiten, außerdem sind noch 42 Handwebestühle im Gange.

Wir machen unsere Behörden auf die äußerst praktische Einrichtung aufmerksam und laden sie ein, eventuell eine Commission zur Besichtigung nach Forst in L. zu schicken. Vielleicht käme man auf diese Weise zu einer befriedigenden Lösung für unsere hauptstädtischen Verhältnisse.

Faszination Fabrikruinen – die Forster Industriekultur im RBB-Fernsehen

Im Rahmen seines großen, multimedialen Projektes „Industrie.Kultur.Brandenburg“ geht der rbb in Fernsehen, Radio und Online auf Spurensuche, erzählt die Geschichten von Industrie-Standorten und spricht mit den Menschen, die heute dort leben und arbeiten.

Am 31. Mai 2021 lief innerhalb der Reihe die Dokumentation „Faszination Fabrikruinen“ mit Schwerpunkt Forster Industriekultur. Zu sehen sind auch Sequenzen zum Thema „Schwarze Jule“.

In der RBB-Mediathek ist die Doku bis 30. Juli 2022 zu sehen.

https://www.rbb-online.de/rbbkultur-magazin/reportagen/faszination-fabrikruinen-rbb-reportage-von-wolfgang-albus.html

Der bisher älteste Beleg für den Namen „Schwarze Jule“ stammt aus dem Jahr 1924!

Ein Gastbeitrag von Frank Henschel, Forst (Lausitz)

Warum die Forster Stadteisenbahn „Jule“ heißt, weiß heute keiner mehr, behauptete der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) in seinem Geschichtsmagazin „MDR-Zeitreise“ vom 22. Mai 2018. Bis jetzt hat der MDR trotz aller Forschungen der Jule-Fans aus nah und fern recht behalten.

Dennoch gilt es an dieser Stelle nicht aufzugeben. Im Moment wird bei der Forschung nach dem Namen „Jule/Schwarze Jule“ das Thema von „hinten aufgezäumt“. Dabei steht die Suche nach dem frühsten schriftlichen Beleg für den volkstümlichen Namen der Forster Stadteisenbahn im Fokus.  Auch das ist kein einfaches Unterfangen. Doch heute können wir den ersten älteren schriftlichen Nachweis für den Namen „Schwarze Jule“ präsentieren.
Er stammt genau vom 11. November 1924. Mit Sicherheit ist er etwas älter. Aber halten wir uns an die Fakten. Am 11. November 1924 schickte „Schatzel“ eine Postkarte aus Forst an Paula Gretzler in Magdeburg. Und
spannend wird es dann auf der Bildseite. Unten rechts steht der derzeit früheste Beleg für den Namen „Schwarze Jule“ in einem rustkal volkstümlichen Reim. „Alt und jung, die Kleensten in der Schule, die
kennen alle unsre Schwarze Jule!“

Damit hat die Ansichtskarte aus der Sammlung von Frank Owczarek erst einmal eine Marke gesetzt, von der nun weiter in die Tiefe geforscht werden kann.

Wer findet einen noch älteren Beleg für den volkstümlichen Namen der Forster Stadteisenbahn?

Fotos: Sammlung Frank Owczarek

Warum die Forster Stadteisenbahn „Jule“ heißt, weiß heute keiner mehr, behauptet der MDR. Ist das wirklich so?

Ein Gastbeitrag von Frank Henschel, zuerst veröffentlicht auf www.kulturwege-forst-lausitz.de

Archivfoto: Sammlung H. Pusch

Am 26.Mai 2018 feierten die Forster und Eisenbahnfans „125 Jahre Forster Stadteisenbahn“. Mehrere, genauer gesagt, neun Kastenloks der Firma Krauss prägten bis 1965 das Forster Stadtbild und belieferten die Fabriken mit Rohwaren.

In der Vorankündigung eines Beitrages der Fernsehsendung „MDR-Zeitreise“ wird behauptet, dass niemand mehr weiß, woher der Name „Jule“ kommt.
Und tatsächlich gibt die entsprechende Fachliteratur keinen Hinweis auf die Herkunft des Namens „Jule“ oder „Schwarze Jule“. Aber vielleicht können Interessierte und Leser dieser „Verschollenen Rubrik“ das erste Auftauchen des Namens „Jule“ eingrenzen.

Wer hat oder findet den frühesten Nachweis des Namens „Jule“ oder „Schwarze Jule“ als Bezeichnung für die Lokomotiven der Forster Stadteisenbahn?

Informationen dazu werden hier gern entgegen genommen und an den Museumsverein weitergeleitet.

Frank Henschel
mobil 0172-3759660
f.henschel@gmx.de